Teil 1 – Einführung in grundlegende Begriffe der Semiotik
Zeichensysteme der visuellen Kommunikation
Marina Baumann
Semiotik. Die Semiotik ist eine Wissenschaft, die sich mit Zeichen, Zeichensystemen und (verbaler und non-verbaler) Kommunikation beschäftigt. Der Name ist abgeleitet von dem griechischen Wort für „Zeichen“. Die Semiotik ist also eine relativ abstrakte Wissenschaft, die sich schwer zuordnen lässt, da viele Anknüpfungspunkte an andere Wissenschaftsgebiete bestehen. Sowohl Sprachwissenschaft (Linguistik) als auch Psychologie, Philosophie und Soziologie bieten Schnittstellen zur Semiotik. In diesem Sinne könnte man sie auch als eine Metatheorie bezeichnen oder als Teil der sogenannten Erkenntnistheorie.
Womit beschäftigt sich die Semiotik? Sprachliche Zeichen an sich sagen ja noch nicht allzu viel aus. Sie bilden vielmehr das Grundgerüst für sprachliche Äußerungen. Es kommt immer auf das Verhältnis von verschiedenen Komponenten zueinander an. Kommunikation gelingt zum Beispiel nur, wenn das Gegenüber auch versteht und weiß, wovon ich spreche (und natürlich dieselbe Sprache spricht). Dazu gehört mehr als nur das Wissen, was einzelne Zeichen oder Wörter bedeuten. Es müssen Zusammenhänge hergestellt und Zeichen gedeutet werden.
Sprache kann verbal oder non-verbal (ohne Worte) funktionieren. Am deutlichsten wird das an der Zeichensprache, die sehr stark von Zeichen (im wörtlichen Sinne) abhängig ist. In der Semantik (die linguistische Disziplin, die sich mit der Bedeutung von Wörtern und Sätzen befasst) bedeutet ein „Sem“ das kleinste bedeutungstragende Element. Die Semiotik beschäftigt sich also auch mit den Bedeutungen der Zeichen und nicht nur mit den Zeichen an sich, wie das auch bei den Verkehrszeichen ersichtlich ist.
Jedes Verkehrszeichen hat eine bestimmte Funktion. Als Schild (materiell gesehen) hat es keine große Bedeutung. Jedes Schild ist jedoch mit einer Bedeutung und damit mit einer bestimmten Funktion verknüpft, an die sich die Verkehrsteilnehmer zu halten haben. Ebenso verhält es sich mit anderen Objekten. Rote Rosen, Herzen oder Diamanten werden gerne mit Liebe und Romantik in Verbindung gebracht. Hemd und Krawatte stehen für seriöses Auftreten und haben vor allem in der westlichen Welt eine große Bedeutung.
Wir sehen also: Es zählt mehr als nur die Struktur oder die Semantik einer Äußerung. Es kommt darauf an, welche Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Elementen (Äußerung, Sprecher, Gegenstand) bestehen. Somit werden Zeichen oder Dinge erst durch die kritische Auseinandersetzung mit Sinn und Bedeutung belegt (siehe auch „Erkenntnistheorie“). Damit beschäftigt sich die Semiotik.
Kommunikation. Kommunikation bezeichnet die Verständigung im zwischenmenschlichen Bereich. Man kann sich mit Hilfe der Sprache (verbal) oder auch ohne Worte (non-verbal) miteinander austauschen. Non-verbal kann mit Hilfe von Zeichen kommuniziert werden (Semantik). Ein Parkplatz, der für behinderte Personen reserviert ist, wird schematisch mit einem Rollstuhlfahrer ausgewiesen.
Die Botschaft, nämlich dass das Parken auf dieser Fläche nur Behinderten vorbehalten ist, wird von allen Verkehrsteilnehmern verstanden.
Eine weitere non-verbale Verständigungsform kann mit Hilfe von Gestik und Mimik stattfinden. Diese können zur Untermalung beim Sprechen – bewusst und unbewusst – eingesetzt werden oder als alleinige Unterhaltungstechnik herangezogen, zum Beispiel bei einem Gespräch mit hörbehinderten Menschen. Im Allgemeinen steht der Wissens- oder Informationsaustausch im Vordergrund. Weiter differenziert wird der Begriff der Kommunikation im psychologischen oder sozialwissenschaftlichen Bereich. Dort wird er als „grundlegende Notwendigkeit menschlichen Lebens“ gesehen und der Austausch von Informationen auf drei Ebenen betrachtet.
So findet einmal eine intrapersonelle Kommunikation statt, bei der das Individuum für sich selbst Informationen, beispielsweise aus seiner Umwelt, verarbeitet. Des Weiteren wird der Austausch zwischen mindestens zwei Personen als interpersonale Kommunikation bezeichnet. Zuletzt wird die mediengebundene Kommunikation als die Form des Austausches verstanden, bei der wenige Personen Informationen einer größeren Personengruppe zur Verfügung stellen, wie es beispielsweise bei einer Tageszeitung der Fall ist.
Modelle der Kommunikation. Die Kommunikation ist ein ausgesprochen komplexer Vorgang. Eine Information wird hierbei über mehrere Kanäle vom Sender zum Empfänger übermittelt. Stimmt die Entschlüsselung der Nachricht beim Empfänger mit der abgesendeten des Senders überein, so ist eine Verständigung erfolgt. Mit Hilfe von Kommunikationsmodellen versucht man auf wissenschaftlicher Ebene den Vorgang des Austausches theoretisch zu erklären und zu erfassen.
Autorin: Marina Baumann,
W52 MarketingKommunikation GmbH