Teil 3 – Codes der Kommunikation, Ikonografie und visuell-verbale Rhetorik

Zeichensysteme der visuellen Kommunikation

Marina Baumann

Expressive Codes

Allgemeines menschliches Verhalten im Ausdruck gesellschaftlicher Beziehungen: Höflichkeits- oder Grußformeln, Dresscodes, Verhaltensrituale...

Eingeschränkter Wirkungskreis: an Gruppen, Klassen, Nationen, Ethnien etc. gebunden.

Kinesik: (ersetzt und ergänzt die sprachliche Kommunikation) Die Kinesik untersucht das Bewegungsverhalten in kommunikativen Situationen und ist in verschiedene Kategorien unterteilbar:

Motorik: (Bewegungsverhalten)
1. Mimik und Gesichtsausdruck
2. Gestik
3. Phantomimik (Körperhaltung)

Taxis: (Bewegungsausrichtung)
4. Axiale Orientierung/Blickausrichtung (Kontakte)

Taxiale Kontakte:
5. Haptik

Lokomotorik: (Fortbewegung, Raum, Zeit)
6. Proxemik (Distanzregelung) und Territorialverhalten
7.Chronemik (Pünktlichkeit als Kultur-Code)

Logische Codes

Paralinguistische Kodes oder spracherweiternde Zeichensysteme

verbale Codes:

  • (Visuell auditiv) verweisen auf eine Schrift
  • Sekundäre verbale, sprachübergreifende Codes (alphabetische Schrift visualisiert die gebrochene Sprache)
  • Tertiäre verbale, sprachübergreifende Codes (Braille, Morse etc. übersetzen Schrift)

nonverbale Codes

  • verweisen auf ein Objekt
  • Abbildende ikonische Codes
  • Paralinguistische Codes

Wissenschaftliche Codes

Wissenschaftliche sowie vorwissenschaftliche Zeichensysteme und Visualisierungsmodelle zur Klassifikation, Berechnung und Darstellung von Sachverhalten.

Notationssysteme: Kartografie, Kalendersysteme, Diagrammatik, Statistik, Choreografie, Musiknotation.

Praktische Codes

Informationsgestaltung:

Signets bzw. Markenzeichen, Firmenzeichen, als Identifikationselemente im Kontext von Erscheinungsbildern. Semantische Kategorien von Signets: Wortmarke (Logogramm), Buchstabenmarke (Akronym), Bildmarke, Bild-Wortmarke. Buchstaben, Worte, ikonische und nicht-ikonische Zeichen und deren Kombination können als Ideogramm die Funktion von Signets übernehmen. Leit- und Orientierungssystem, Navigation, Beschilderungssystem, Piktogramme, Icons (Signaletik, Signage Design). Gebrauchs- und Bedienungsanleitungen als visuelle Erklärungsmodelle zur Instruktion bei der Nutzung von Technik. Zeichensysteme im Rahmen der didaktischen Informations- und Wissensvermittlung.

Grundelemente:

Logogramme: symbolische Zeichen, die sich auf die sprachliche Welt beziehen. Icons oder Piktogramme: abstrahierte ikonische Darstellungen, die sich direkt auf Gegenstände der sichtbaren Welt beziehen.         

Ideogramme: Die Zeichen stehen für einen Begriff bzw. Konzept.

Funktionen:

Identification: identifizieren, erkennen, zuordnen

Explantation: erklären, beschreiben, darstellen, orientieren

Instruction: anleiten, anweisen, befehlen, warnen, verbieten

Mobilitäten der Objektbeziehung des Zeichen:

Ikon: Ikonizitätsgrad

Index: Konventionalität

Ikonografie und visuell-verbale Rhetorik

Ikonografie und Ideologie

Beschreibung und Deutung bildlicher Symbole (Kunstgeschichte)

Bildtypen nach W.J.T. Mitchell (1990):

  • Grafische Bilder (Gemälde, Zeichungen, Fotos, Pläne)
  • Optische Bilder (Projektionen, Spiegelungen)
  • Perzeptuelle Bilder (Sinnesdaten, Formen...)
  • Geistige Bilder (Vorstellungen, Ideen, Träume)
  • Sprachliche Bilder (Metaphern, sprachliche Bilder)

Qualitative, interpretative Analyse von Bildinhalten

„Disguised Symbolism“

Wissenschaftliche Methode der Kunstgeschichte

Abby Warburg (1866 - 1929)

Erwin Panofsky (1892 - 1968)

Methode der Ikonografie

  • Ikonografische Beschreibung: exakte Aufzählung der Dargestellten
  • ikonografische Interpretation: Mögliche Absicht des Künstlers/Bildinhalt

Methode der Ikonologie

  • Prä-ikonografische Beschreibung: exakte Aufzählung der Dargestellten
  • Analyse: Identifizierung der beschriebenen Elemente im Bezug auf kulturelle und historische Hintergründe.
  • Interpretation: Bildinhalte, Geschichte, Produktions- und Rezeptionstexte werden miteinander in Beziehung gesetzt.

Visuell-verbale Figuren

Verknüpfung von verbaler und ikonischer Darstellung (Persuasive Kommunikation)

  • Analogie (Entsprechung von verbaler und visueller Aussage)
  • Metapher (Übertragung von Bedeutung auf ein Objekt)
    Beispiel für metaphorische Bezüge in Piktogramm bzw. Signet: Glas
    steht für „zerbrechlich“, Schirm steht für „Schutz“.
  • Metonomie (Ursache für Wirkung, Erzeuger für Erzeugnis
  • Synekdoche (pars pro toto, Teil steht für Ganzes)
  • Parallelismus (...)
  • Übertreibung (...)
  • Visuell-verbale Negation (...)
  • Exemplifizierung (...)

Autorin: Marina Baumann,
W52 MarketingKommunikation GmbH